Der im Januar 2016 in Baden-Baden verstorbene Komponist und Dirigent Pierre Boulez hat als einen der Höhepunkte seines künstlerischen Schaffens das Raumklangstück „Répons“ für sechs Solisten, Ensemble und Live-Elektronik hinterlassen. „Répons“ entstand in Zusammenarbeit zwischen dem Freiburger Experimentalstudio des SWR und dem Pariser IRCAM für die Donaueschinger Musiktage 1981. Am 30. April und 2. Mai 2016 kommt das 45-minütige Werk jetzt zu einer einzigartigen Doppelaufführung in der Hamburger St. Michaelis-Kirche mit dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg unter Leitung von Generalmusikdirektor Kent Nagano und dem Experimentalstudio des SWR. Die Solisten sind Lena-Maria Buchberger (Harfe), Christoph Grund und Julia Vogelsänger (Klavier), Françoise Rivalland (Cymbal) sowie Jochen Schorer und Marc Strobel (Schlagzeug). Umrahmt wird „Répons“ von Giovanni Gabrielis „Canzones sacrae“ und Brahms‘ „Deutschem Requiem“.
Revolutionäre Einbeziehung des Raums
Revolutionär für die Neue Musik ist bei „Répons“ die Einbeziehung des Raums: Die sechs Solisten sind wie Lautsprecher auf verschiedenen Ebenen im Raum verteilt und ergeben das im Titel angedeutete Frage- und Antwortspiel. Raumkonzept und Leitung der Klangregie in Hamburg verantwortet Detlef Heusinger, Leiter des Experimentalstudios des SWR: „Die Aufführung im Hamburger Michel ergibt durch die sieben unterschiedlichen Höhen in der Positionierung eine besondere Dreidimensionalität, welche die von Boulez ursprünglich gewünschte Spiralbewegung geradezu bildhaft in den Himmel zieht.“
Experimentalstudio eines der weltweit führenden Studios für Live-Elektronik Boulez war zusammen mit Karlheinz Stockhausen und Luigi Nono einer der drei großen Visionäre der elektronischen Musik. Alle drei haben im Experimentalstudio gearbeitet und hier richtungsweisende Werke geschaffen. Die 1971 in Freiburg gegründete Einrichtung des SWR hat sich als eines der weltweit führenden Studios für Live-Elektronik etabliert. Fast 400 Komponisten begleitete es seitdem bei der Erforschung neuer Hörwelten und verantwortet als Klangkörper die Aufführung der im Studio entstandenen Werke. Im Verbund mit den Klangkörpern des SWR, dem Ensemble Experimental und ständigen Partnern wie dem Arditti Quartett gastiert es an fast allen bedeutenden Spielstätten. Die 2009 gegründete Akademie „matrix“ bietet ein Forum für die Musik der Zukunft, ist Treffpunkt für Wissenschaftler, Komponisten, Interpreten und nicht zuletzt Hörer.
Quellenangabe: „obs/SWR – Südwestrundfunk/© SWR/Klaus Fröhlich“