Das menschliche Auge nimmt von der Farbe Grün mehr Nuancen wahr als von jedem anderen Ton. Gerade im Frühling und Sommer, wenn die Natur zu neuem Leben erwacht, erfreut es sich an den satten Tönen der Blätter, Gräser und Reben. Doch auch in der Fashion ist nun der richtige Zeitpunkt, um sich in ein grünes Gewand zu hüllen – ob in einer satten, frischen Nuance, einem gedeckten Ton oder einem bläulichen Dunkelgrün. fashionpress verrät, weshalb Grün solch eine faszinierende Wirkung auf uns hat – und welche Designer ihrer Mode diese Saison „grünes Licht“ geben.
Grün ist die Hoffnung
Grün befindet sich in der Mitte des Farbspektrums, zwischen der Gelassenheit von Blau und der Lebendigkeit von Gelb. Die Farbe wird oft als erholsam beschrieben und hat eine physiologische Wirkung auf das Nervensystem: Sie sorgt für eine langsamere Atmung und hilft dem Herzen bei der Entspannung, indem sie die Produktion von Stresshormonen senkt. Ob in weiten Feldern oder einem Stadtpark: Vor allem in großen Mengen strahlen natürliche Grüntöne ein Gefühl von Gleichgewicht und Harmonie aus. Laubgrün erinnert an Frische, Jugend und Wachstum – daher sehen die meisten Grün als Farbe der Natur und neuer Anfänge. Nicht nur im Christentum symbolisiert die „Osterfarbe“ deshalb Auferstehung und einen Neubeginn. Der griechische Ursprung des Wortes, „gora“ bedeutet übrigens „keimen“ oder „wachsen“.
Schon im alten Ägypten hatte die Farbe Grün eine sehr positive Bedeutung: Die altägyptische Himmelsgöttin, die Herrin über die Liebe und das Leben, wurde gelegentlich in der Gestalt eines grünen Baumes dargestellt. Auch im alten China symbolisierte ein grüner Drache nicht nur Weisheit und Stärke, sondern auch die göttliche Macht und den Rhythmus der Natur. Im Mittelalter und der Zeit der Minnesänger galt Grün als Farbe der Minne oder der Liebe.
Green Catwalk
Viele Designer geben der frischen Farbe für 2016 grünes Licht. Gucci beispielsweise zeigte gleich mehrere Uni-Nuancen für die aktuelle Saison: Das Modehaus zeigte fließende Stoffe in kräftigem Smaragdgrün, präsentierte einen Lederrock in Olive zu korallepinker Chiffonbluse oder bezauberte mit einem halbtransparenten Kleid, dessen Leichtigkeit durch ein frisches Grasgrün unterstrichen wurde. Riani zeigte dagegen ein bodenlanges Kleid in gedecktem Mint, Barbara Casasola einen Häkelrock in exotischem Grün und Marissa Web Mantelweste und Kleid in Khaki. Bei anderen Marken wurden dagegen verschiedene Grüntöne in wilden Mustern, mutigem Colourblocking und gepaart mit anderen Grünnuancen gezeigt. Neben der Vielzahl an unterschiedlichen Grüntönen hat Farbexperte Pantone hier einen besonderen Liebling: Das grasgrüne „Green Flash“ ist mit seiner leuchtenden Frische eine der knalligsten Nuancen des diesjährigen Trendreports.
Grün, grün, grün… Wem steht was?
Dem Frühlingstyp, meist mit warmem Hautton und hellem Haar, oftmals mit rötlichen Reflexen, stehen passenderweise typische Frühlingstöne wie Lindgrün oder Türkisgrün. Der Sommertyp, charakterisiert durch einen hellen, im Sommer gebräunten Teint mit bläulich-rosigem Unterton, sollte zu seinem Hautton passende kühle, pastellige Grüntöne mit Blaustich wählen, z. B. kühles Mintgrün. Zum Herbsttyp – typischerweise mit hellem, warmem Teint und braunem, leicht rotstichigem Haar – passen dagegen die warmen Grüntöne des Herbstes: sattes Dunkelgrün, Olive oder Tannengrün. Von knallig-leuchtenden oder kühlen Tönen sollte dagegen Abstand genommen werden – letztere schmeicheln eher dem Wintertyp mit seinem kühlen bläulichen oder olivfarbenen Hautton und dunklem Haar. Kaltes Flaschengrün, kräftiges Smaragd oder blaues Petrol schmeicheln dem „Schneewittchentyp“ hervorragend.
Slow Fashion: Schnell im Kommen
Grüne Mode im übertragenen Sinn: Der anhaltende Trend zu mehr Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit macht sich auch bei Textilien bemerkbar. „Slow Fashion“ ist das Pendant zur schnelllebigen Massenwaren-Mode und setzt auf bewusste Entschleunigung und „Sustainability“. Inzwischen geht der Trend zu Kleidung aus Biostoffen oder recycelten Materialien ohne Chemikalien, zu gebrauchten Stücken, Mode von kleineren Labels, aus lokaler Produktion und einem Stil, der immer im Trend ist und nicht nach einer Saison für immer im Kleiderschrank verschwindet.
Und wie Bio-Nahrungsmittel gibt es auch Bio-Mode: Im Gegensatz zu konventionell produzierter Kleidung wird diese aus natürlichen Materialen wie Bio-Baumwolle hergestellt, wobei so wenig umweltschädliche Stoffe wie möglich verwendet werden. Viele Hersteller setzen sich zudem für gerechte Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern ein und lassen sich dafür als zertifiziertes Öko-Label aufführen. Hier gibt es verschiedene Zertifikate mit unterschiedlichen Bedingungen. Zahlreiche Websites nennen zum Thema „faire Kleidung“ verschiedene Homepages und Organisationen, die nachhaltige Kleider herstellen oder sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen einsetzen. So ist jede Fashionista natürlich (schön) im Trend!
Text: fashionpress.de