Gänsebraten, Plätzchen, Glühwein und Co. – der Advent ist nicht gerade die Zeit zum Fasten. Und viele wissen schon im Vorfeld, dass sie das genussvolle Schlemmen spätestens am nächsten Morgen mit Sodbrennen bezahlen.
Der brennende Schmerz hinter dem Brustbein beruht auf einer geschwächten Funktion des Schließmuskels zwischen Speiseröhre und Magen. Dadurch kommt es zum Rückfluss (Reflux) von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre, was die Schleimhaut empfindlich reizt. Bei Sodbrennen durch kurzfristige Überlastung des Systems – wie rund um die Feiertage – besteht nur wenig Grund zur Sorge. Reine Feiertags“burner“ müssen also nicht unbedingt auf gehaltvolle Weihnachtsessen verzichten – solange sie mit den Folgen leben können. Doch wenn der Schließmuskel chronisch schwächelt, hört der Spaß auf: Die aggressive Säure kann in der Speiseröhre schweren Schaden anrichten.
Ein paar einfache Tricks helfen dabei, dass Übel zu vermeiden:
– Kaffee und Alkohol nur in Maßen trinken
– abends nichts Schweres mehr essen
– auf scharfe/saure Nahrungsmittel und Getränke verzichten
– falls vorhanden: überflüssige Pfunde reduzieren
– nachts mit erhöhtem Oberkörper schlafen
Ist das Kind schon in den Brunnen gefallen, kann ein Glas Kartoffelsaft aus rohen Kartoffeln oder stilles Mineralwasser das Sodbrennen dämpfen. Etwas Linderung verschaffen auch milde breiförmige Gerichte wie Grieß- oder Kartoffelbrei.
Die Säure ausschalten
Oft reichen die einfachen Hausmittel aber nicht aus, um chronisches Sodbrennen zu unterdrücken. Für diese Fälle gibt es verschiedene rezeptfreie Medikamente. Doch bei schwerem oder chronischem Sodbrennen sollten Sie nicht lange selbst herumdoktern, sondern umgehend zu Ihrem Arzt gehen.
„Die Säure kann in der Speiseröhre Entzündungen, Blutungen und Geschwüre auslösen, im schlimmsten Fall entwickeln sich auf lange Sicht Vorstufen eines Krebses“, erklärt Professor Dr. Joachim Labenz vom Refluxzentrum Siegerland. Die Ärzte verschreiben dann in der Regel als erste Maßnahme säureblockende Medikamente, sogenannte Protonenpumpeninhibitoren (PPI).
Letzter Ausweg: die Operation
PPI sind durchaus in der Lage, Sodbrennen effektiv zu lindern. Doch etwa 30% aller Patienten sprechen nicht ausreichend darauf an, sie haben weiterhin Beschwerden. Und manch einer will einfach nicht jeden Tag Tabletten schlucken. Für einige dieser Betroffenen mit gesichertem Reflux eignet sich dann eine Operation. Das traditionelle Verfahren ist die sogenannte Fundoplikatio, dabei wird der obere Teil des Magens wie eine Manschette um den Schließmuskel der Speiseröhre genäht, um ihn zu stärken. Allerdings leiden eine ganze Reihe von Betroffenen danach an Schluckstörungen oder Durchfall.
Eine schonende Alternative stellt das EndoStim-Verfahren dar; dessen Kosten werden ab 1. Januar 2016 von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Es besteht aus zwei kleinen Elektroden, die am Schließmuskel fixiert und mit einem in der Bauchdecke implantierten Schrittmacher verbunden werden. Der Schrittmacher stimuliert die Elektroden über elektrische Impulse und stärkt so den Schließmuskel.
„Der wesentliche Vorteil von EndoStim liegt darin, dass die natürlichen anatomischen Verhältnisse an Magen und Speiseröhre kaum verändert werden“, erklärt Dr. Henning G. Schulz, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Evangelischen Krankenhaus Castrop-Rauxel. „Damit sinkt die Gefahr von Nebenwirkungen erheblich.“
Eine Studie aus dem Behandlungsalltag lieferte sehr gute Ergebnisse mit EndoStim. Bei 68 Patienten ließ das Sodbrennen deutlich nach und die Messung der Säurebelastung in der Speiseröhre ergab einen starken Abfall. „Schwerwiegende Nebenwirkungen – insbesondere Schluckstörungen – ließen sich nicht verzeichnen“, betonte Dr. Schulz.