Sie schaffen Porzellan als Beitrag zur Nachhaltigkeit, entwerfen „Lieblingsstücke“ mit Geschichten und machen traditionelle Manufakturen mit ihren Arbeiten fit für die Zukunft: Lisa Keller, Laura Straßer und Regina Kästner haben in Thüringen die Kunst der Porzellanherstellung gelernt, ein Handwerk mit Tradition. Im Jubiläumsjahr „260 Jahre Thüringer Porzellan“ zeigen sie mit ihren Arbeiten exemplarisch, wie modern und zukunftsfähig Porzellan ist.
Lisa Keller und ihr Statement für Nachhaltigkeit
Fast drei Milliarden Pappbecher landen jedes Jahr im Müll – für Lisa Keller der Impuls, eine umweltverträgliche Alternative zu den Wegwerfbechern zu schaffen. Schließlich legt die KAHLA-Designerin nicht nur Wert auf ansprechende Formen, sondern auch auf zeitgemäße Konzepte. Unter dem Motto „Zero Waste – Pure taste“ entwarf sie 2017 die Serie „Cupit“: formschöne To-go-Becher in verschiedenen Farben und Größen und mit einem universellen Trink- bzw. Snackdeckel gegen Auslaufen gesichert. So kann man seinen Kaffee unterwegs aus hygienischem, geschmacksneutralem und einfach schönem Porzellan trinken und die Tasse zuhause spülen. „Cupit“ wurde mit zahlreichen Designpreisen ausgezeichnet, darunter auch der internationale Designpreis Focus Open Gold in der Kategorie Nachhaltigkeit.
Laura Straßers Lieblingsstücke verbinden Anekdoten mit Ästhetik
Auch Laura Straßer zeigt, wie jung, frisch und zeitgemäß der jahrhundertealte Werkstoff Porzellan eingesetzt werden kann. Die Designerin, die 2009 ihr eigenes Studio Laura Straßer gründete aber auch für die Porzellanmanufaktur Reichenbach, KAHLA, Lyngby Porcelain und viele andere arbeitet, hat sich zum Ziel gesetzt, der Beliebigkeit der Wegwerfgesellschaft etwas entgegenzusetzen: Lieblingsstücke von hohem ergonomischen und ästhetischen Wert. Für eine enge emotionale Bindung sorgen auch die Geschichten, die sie mit ihren Entwürfen erzählt. Mit ihrer Deckenleuchte „14%“ etwa spielt sie auf die charakteristischen Materialeigenschaften des Porzellans an, das im Glasurbrand jeweils um 14 Prozent schrumpft. So entstanden in der Gründungszeit der Meissner Porzellan-Manufaktur etwa Repliken von chinesischen Porzellanfiguren, die sich nur dadurch als Abgüsse enttarnen ließen, weil sie 14 Prozent kleiner waren als die Originale. Dass ihre Geschichten und ihr Konzept ankommen, belegen zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Good Design Award Japan.
Regina Kästner schafft Spagat zwischen Tradition und Trend
Für Regina Kästner war der Weg zum Porzellan schon vorbestimmt: Sie stammt aus der Familie, die eine der traditionsreichen Manufakturen in Thüringen betreibt. Seit 1877 produziert Wagner & Apel in Lippelsdorf bei Gräfenthal ohne Unterbrechung Porzellan. Regina Kästner ist hier Chefdesignerin und steht vor der Herausforderung, die traditionellen Formen zu bewahren oder wiederzubeleben und auf der anderen Seite trend-orientierte Produkte zu entwickeln. Sie setzt dabei bewusst auf eine Thüringer Spezialität: das figürliche Porzellan. Ein Großteil des rund 3000 Modelle umfassenden Formenschatzes der Manufaktur sind die von Künstlerhand modellierten natürlich wirkenden Puppen und alle Arten von Tieren. „Zu meinen neueren Entwicklungen gehört der moderne Weihnachtsschmuck. Schlichtweiße Elche und Herzen sehen am Baum toll aus.“ freut sich Kästner. „Wir spüren deutlich, dass auch alte Figuren wieder gefragt sind. Die Menschen haben ihr Interesse für Traditionen, Handarbeit und regionale Produkte entdeckt. Allerdings legen wir die alten Sachen neu auf, Bisquitporzellane sind aktuell voll im Trend.“